Dieses mal hatte ich einen Gastwanderer dabei. Unser Nachbar Walter Luginbühl hatte sich entschlossen dem komischen Vogel für zwei Tage zu folgen.
Eines vorneweg, es war nicht etwa Walter der sich bemühen musste meinem Tempo zu folgen. So gerne ich das hier breitgeschlagen hätte! Ich musste Ihn jeweils ziehen lassen, Er wäre sonst glatt hinter mir eingeschlafen.
So konnte er jeweils ein ausgiebiges Nickerchen machen bis ich mit hochrotem Kopf herangekeucht war. Natürlich ist Walter ein durch und durch höflicher Mensch und war stets bemüht sich mir anzupassen. So hatten wir Spass zusammen trotz des unterschiedlichen Leistungsniveaus.
Lieber Walter es war mir ein grosses Vergnügen mit Dir diese zwei Tage zu wandern. Gerne wieder wenn ich darf.
Die Etappe Schynige Platte nach First wird zurecht als Königsetappe bezeichnet. Die Strecke ist wirklich wunderschön zu erwandern. Im Hintergrund sieht man das berühmte Dreigestirn von Eiger, Mönch und Jungfrau. Dazwischen die mächtigen Gletscher die weiss und bläulich schimmern. Über allem erstrahlte eine freundliche Sonne vom fast wolkenlosen Himmel.
Plötzlich tauchte uns ein hartnäckiger Nebel in makelloses weiss. So schnell kann das in den Bergen ändern. Eben noch Sonne und urplötzlich schleichen sich Nebelfetzen heran. Es wurde auch merklich kühler, so das wir unsere zum Glück mitgeschleppten Windjacken überziehen mussten. Nur um sie eine Stunde später bei schönstem Sonnenschein wieder auszuziehen.
Das Faulhorn stand nämlich im erwähnten Sonnenschein. Da wollten wir hinauf um diese Wanderung mit einem Gipfel zu krönen. Hier gabs auch den obligatorischen Tee. Eigentlich bereits den zweiten. Den ersten genossen wir beim Sattel Mändelen auf der Terrasse der gleichnamigen Berghütte.
Schliesslich stand ein langer Abstieg zur Bussalp bevor. Dort wollten wir bei meiner Schwägerin und ihrem Ehegatten auf ihrer Alp übernachten. Sie hüten dort 47 Kühe und produzieren mit der gewonnenen Milch einen feinen würzigen Alpkäse.
Auf dem Weg dorthin hielten wir fleissig Ausschau nach Murmeltieren die es hier zuhauf geben soll. Tatsächlich stand ein Ehpaar am Wegesrand und sah einem solchen putzigen Kerlchen zu. Wir wären sicher daran vorbeigewandert wenn dieses Ehepaar uns nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.
Murmeli sind wahre Weltmeister darin mit ihrer Umgebung buchstäblich zu verschmelzen. Das herzige Tierchen sah uns mit seinen Knopfäuglein an und liess sich willig von uns fotografieren. Was wir danken auch taten.
Stolz und glücklich über dieses einmalige Erlebnis gelangten wir schliesslich zur Alphütte von Loredana und Martin Haldimann auf dem Läger Holzmatten. Lori zaberte für uns ihre unvergleichlichen Älplermakkaroni die man nach einer solchen Wanderung noch viel mehr zu schätzen weis.
Loredana ist neben Ihrem gelernten Beruf als Koch auch zertifizierte Alpkäserin. Sie ist seit Jahren zuständig für das verkäsen der gewonnenen Milch. Sie tut das mit viel Liebe und grosser Fachkenntnis.
Diese Arbeit als Alpsenn/ sennerin ist eine harte und verantwortungsvolle Arbeit. Neben dem betreuen der Tiere müssen diese auch täglich gemolken werden. Alles erfordert einen hohen Hygienischen Standart. So wird jeweils viel Zeit für das reinigen all der Gerätschaften die dazu nötig sind aufgewendet. Keine leichte Aufgabe unter diesen erschwerten Bedingungen.
Daneben pflegt der Senn die Alpschaft, mäht was nötig ist und sieht zu, dass das Unkraut aus der Alpweide verschwindet. Er sieht auch zu den Alpwegen die zu der Alp gehören. Und das bei jedem Wetter jeden Tag ohne Ausnahme. Nur ab und zu hütet ein Bauer der seine Kühe zu Loredana und Martin auf die Alp zum Sömmern gibt zum rechten. Dann können die zwei kurz einmal frei machen und durchatmen.
Eine Arbeit für die sich nicht viele eignen. Es braucht körperlich und mental viel Kraft und eine gute Portion Durchhaltevermögen. Die Zwei machen das schon seit mehr als dreissig Jahren zusammen. Eine lange Zeit.
Unser Nachtlager befand sich in einer urgemütlichen Dachstube direkt über dem Kuhstall. Um hinzugelangen musste man über eine steile klapp-Treppe steigen und unter Holzträgern hindurch hoch über dem Stallboden ins Zimmer kriechen. Der Raum ist knapp einen Meter achzig hoch aber ziemlich gross. Es hat Platz für ein Doppelbett und drei Einzelbetten.
Wir teilten uns den Raum mit einem Vater und seinem Sohn. Der Sohn wird eine Woche lang das Leben eines Älplers kennen lernen. Sein Vater war im gleichen Alter wie sein Sohn auch schon bei Martin auf der Alp gewesen. Seither taucht er jedes Jahr einmal bei Martin auf. Mittlerweile lebt die Familie in Zermatt wo der Vater das Amt eines Kurdirektors bekleidet.
Das wärs wieder einmal für heute. Ich wünsche allen einen guten Wochenstart. Bis morgen, machts gut.
Euer Swiss 🌹❤️