Hallo aus dem nie nebelfreien Uzhhorod. Der erste Arbeitstag der Woche ist bereits wieder Geschichte. Und wir sind schon eine ganze Woche im Kriegsgebiet. Ohne viel davon direkt mitzubekommen. Gestern und auch heute Abend, haben allerdings die Sirenen geheult.
Eine völlig andere Sache, als wenn dass bei uns zuhause passiert. Ein wenig beunruhigt wird man als Aussenstehender schon. Aber die Menschen hier reagieren schon lange nicht mehr auf die andauernden Alarme. Das Leben muss weitergehen.
Also sind wir heute ca. 80km nach Mukatschewo gefahren. Eine ganze Truppe junger Frauen und einen jungen Mann haben wir mitgeschleppt. Sechs Leute und wir drei machten uns nämlich auf um in drei Kinder und Jugendheimen ein Unterhaltungsprogramm zu spielen.
Dazu kam auch eine Unmenge an Material, dass unser armer Bus aufnehmen musste. Kisten mit 80 Kilo Bananen und Süssigkeiten. Requisiten für die Schauspieler, Musikinstrumente und Utensilien um sich zu verkleiden. Der Bus viel fast auseinander!
Damit zogen wir also los. Der Ablauf war überall in etwa der gleiche. Erst stellte sich unsere Truppe vor. Dann ging es richtig zur Sache. Es wurde gespielt, getanzt und gesungen was das Zeug hielt. Die Jugendlichen, die alle irgend ein Handycap hatten waren begeistert. Jede und Jeder auf seine ganz eigene Art. Unsere Animateusen gaben Ihr bestes und der Junge Mann spielte dazu auf der Gitarre.
Am Schluss verteilten wir Bananen und Süssigkeiten an die Anwesenden. Es war ein unglaubliches Durcheinander und die Pflegenden hatten buchstäblich alle Hände voll zu tun. Ich denke, wir haben diesen Menschen viel Freude bereitet.
Im dritten Heim dass wir besuchten, waren die handicapierten Kinder und Erwachsenen aus Vilschany untergebracht. Einige die mich schon länger kennen wissen, ich war früher jeweils mit der Truppe dort. Leider konnte die Organisation das Geld für den Betrieb dieser grossen Anlage nicht mehr auftreiben und musste sie schliessen.
Im neuen Ort hatten längst nicht mehr alle Platz. Wo die Anderen hingebracht wurden weis ich leider nicht. Ich hatte in Vilschany ja auch meine Prinzessin. Ein Mädchen, damals achzehn Jahre alt, dass sich nicht bewegen und nicht sprechen konnte. Aber immer ein fröhliches Gesicht machte wenn Sie uns sah.
Leider konnte mir niemand sagen was mit Ihr geschehen ist, oder wo Sie jetzt allenfalls ist. Eine weitere Geschichte die mich traurig macht. Ich hoffe es geht meiner Prinzessin gut, wo immer Sie auch sein mag. Sie ist für immer in meinem Herzen ❤️ Leb wohl mein kleiner Schatz.
Damit schliesse ich für heute. Ich wünsche Euch auch so einen Menschen den Ihr so richtig im Herzen tragen könnt und der Euer Leben zu bereichern vermag.
In diesem Sinne, schlaft gut.
Euer Swiss 🌹❤️
Lieber Roland,
herzlichen Dank für die täglichen Berichte., Sie berühren mich sehr und stimmen einem nachdenklich. Wie glücklich wir uns doch schätzen dürfen in „unserer heilen Welt“ wo so vieles einfach da ist.
Großartig, dass es so mutige Menschen gibt wie ihr. Vielen Dank Anna
Danke für Deine Worte. Ich weis nicht ob wir so mutig sind. Weisst Du, wir gehen nach zehn Tagen wieder nach Hause. Die Menschen die wir besuchen müssen hier bleiben. Sie haben keine Wahl. Es ist Ihre Heimat und um ins Ausland zu gehen fehlt Ihnen das Geld und die Perspektive.
Es ist hoffnungslos und das macht müde und frustriert ungemein. Aber ich darf wirklich nicht jammern. Wie Du sagst, uns geht es mehr als gut. Vergessen wir einfach nicht diese Menschen. Ich werde zurückkehren und weiter helfen. Von Zuhause und vor Ort. Das ist alles was wir tun können und in meinem Fall müssen.