Erst mal muss ich mich korrigieren. Man sollte meinen nach so vielen Besuchen in dieser Stadt wäre ich in der Lage den Namen richtig zu schreiben. Tatsächlich gibt es mehrere Schreibweisen. Ausgesprochen wir es wie ich es geschrieben habe, nämlich Ushgorod. Was falsch ist. Man könnte Uschhorod schreiben oder eben Uzhorod was richtig wäre. Das „g“ spricht man zwar, schreibt es aber nicht, sorry for that!
Das wäre also mal geklärt 😁! Ich gebe mir in Zukunft mühe, besser aufzupassen was ich schreibe. So, zum heutigen Tag. Timea ist bis und mit Sonntag an einem Kongress in der Slowakei. Deshalb hat heute Luda übernommen. Auch Sie gehört zum Team in der Ukraine. Dazu gesellte sich noch eine Dame die wir wegen Ihres Outfits und Ihrer Arbeit nur BKW Lady nennen. Sie trägt stets Stöckelschuhe, gepflegte Kleider und Pelzmantel.
Mit diesen beiden Damen klapperten wir heute 12 Familien ab. Bei einer der Familien gab es Mittagessen. Bei drei weiteren Kaffe, Tee und selbstgebackenes. Das wars dann endgültig mit meiner Diät. Die Hose scheint immer mehr einzugehen! Zur Krönung wurden wir bei der letzten Dame auch noch zum Nachtessen, wie soll ich sagen, „genötigt“. Dabei musste man uns gar nicht nötigen, das Ukrainische Essen ist nämlich vorzüglich.
Um wenigstens ein paar Gramm zu verbrennen, machten Andreas, Martin und ich anschliessend noch einen fünf Kilometer Verdauungsmarsch durch die abendliche Altstadt Uzhhorod. Es ist immer wieder erstaunlich wie vordergründig „normal“ das Leben hier zu sein scheint. Einzig die vielen in Militärkleidern herumlaufenden Soldaten deuten auf den Kriegszustand hin.
Wir trafen heute auch einen jungen Mann der bereits 2014 im Donbas verwundet wurde. Er hat noch heute Splitter im Körper. Einer sitzt unmittelbar unter seinem Herzen und kann nicht entfernt werden. Er und 32 seiner Kameraden wurden damals von Russischen Soldaten eingekreist. Zwei Wochen lang kämpften Sie gegen die Russen bis Sie aus dieser misslichen Lage befreit wurden. Von den 32 lebten nur noch er, schwer verletzt und vier weitere Soldaten.
Er sagte uns, falls die Russen Kiev einnehmen würden, er werde wieder einrücken und bis zum letzten Atemzug kämpfen. Die Ukraine werde nicht aufgeben bis der letzte Russische Soldat entweder das Land verlassen oder tot sei. Und das meinte er todernst, man sah es Ihm an. Ich zweifle keine Minute, dass er es so meinte wie er es sagte. Auch wenn er dazu freundlich lächelte.
Damit genug für heute. Ich wünsche Euch allen eine angenehme Nachtruhe.
Euer Swiss 🌹❤️