Leider kann ich Euch erst heute von meiner Skitour mit Bergpunkt berichten. Auf dem Berg bei Partnun oberhalb St. Antöni gabs weder Mobilempfang noch funktionierendes Internet. So war es eben nix mit Berichten vom Berg.
Nun aber zur Skitour. Pünktlich um 09:50 trafen wir uns auf einem Parkplatz kurz nach St. Antönien. Unsere Gruppe bestand aus 17 Personen und 2 Bergführern. Als erstes fassten wir unsere Mietausrüstung die da bestand aus Skis, Fellen (braucht man als Steighilfe und werden unter die Skis geklebt) Harscheisen (Benötigt man wenn der Schnee sehr eisig und fest ist als Steighilfe auf die Skis montiert) Lawinensender und Lawinenschaufel. Jedes Mitglied ist mit diesen Dingen ausgerüstet.
Dabei gabs für mich bereits die erste negative Überraschung des ersten Tages. Die Schaufel, ein recht grosses Teil, musste im Rucksack verpackt sein. Da mir auf meine Anfrage einige Tage zuvor mittgeteilt wurde es gebe einen Gepäckdienst zu unserer Unterkunft in Partnun hatte ich nebst meinem kleinen Tagesrucksack einen grösseren mit allerlei Kleidern dem iPad und sonstigem Kram vollgepackt.
Ich nahm ja an, dass ich dieses Zeug nicht nach oben schleppen müsste. Nun musste ich in der Not so viel wie möglich in den kleinen Tagesrucksack umpacken. Dieser wurde anschliessend nach oben transportiert. Natürlich verblieb das meiste im grossen Rucksack der nun ca. 10kg wog.
Das wäre ja alles nicht so schlimm gewesen. Im Tourenbeschrieb stand nämlich, wir würden zuerst ca. 1 1/2 Stunden nach Partnun zu unserer Unterkunft aufsteigen. Dort unsere Zimmer beziehen und anschliessend weitersteigen. Dann hätte ich die Gelegenheit gehabt das überflüssige Zeugs im Zimmer zu deponieren.
Doch da gabs die Überraschung Nr. 2. Irgendwann unterwegs nach ca. zwei Stunden Aufstieg und nirgens ein Hotel in Sicht, fragte ich mal unseren Bergführer wann denn nun diese Berghütte erreicht sei? Er schaute mich verwundert an und erklärte sie hätten die Tour wegen des warmen Wetters umgestellt und wir würden erst gegen Abend zur Hütte stossen.
Na toll, nun schleppte ich das ganze Zeug 4 1/2 Stunden den Berg hoch. Zudem hatte ich nur ca. 5 dl Tee bei mir. Ich dachte ja ich könne im Bergrestaurant noch Getränk kaufen. So kam es, dass ich die letzte Stunde immer mehr dehydrierte und unter Muskelkrämpfen zu leiden begann. Es war eine echte Tortur bei der ich meine Grenze mehr als nur überschritt.
Irgendwie schaffte ich die anschliessende Abfahrt durch den Tiefschnee. Obschon ich mit dem mir unbekannten Material allein schon beträchtliche Mühe hatte. Schön hat das bestimmt nicht ausgesehen. Mehrmals mussten mich meine Mitstreiter nach einem Sturz ausgraben und wieder auf die Beine stellen. Todmüde und am ende meiner Kräfte gelangte ich schliesslich zu unserer Unterkunft.
Das Nachtessen war ausgezeichnet, aber ich konnte es nur mit viel Überwindung bewältigen. Vermutlich eine Folge der Überanstrengung. Ich brauchte nicht lange um einzuschlafen. Aber um Mitternacht erwachte ich mit Krämpfen an fast jedem erdenklichen Muskel. Zum Glück hatte ich noch einige Sachets mit Magnesiumpulver. Die nahm ich und danach ging es wesentlich besser.
Am nächsten Tag war eine Tour geplant die der am ersten fast genau entsprach… aber nur fast, der Aufstieg würde dann noch eine halbe Stunde länger dauern. Zum Glück fühlte ich mich am Morgen relativ gut. Klar, die Muskeln waren nicht gerade in Topform. Also los undweiter gehts.
Ein wunderschöner eiskalter Morgen erwartete uns. Die Sonne ging langsam über den Bergspitzen auf und es wurde sehr schnell wärmer. Unser heutiges Tagesziel war der Gierenspitz. Mit weniger Gepäck im Rucksack und genügend Flüssigkeit ausgerüstet war die Sache schon um einiges angenehmer. Dank meinem Gespräch mit unserem Führer gabs auch vermehrt kurze Pausen in denen ich mich etwas erholen konnte.
Die Bergwelt als grandiose Kulisse wanderten wir durch die tiefverschneite Märchenlandschaft. Das Weiss der Schneepracht stand im Kontrast zum tiefblauen Himmel an dem eine wunderschöne Wintersonne auf uns kleinen Punkte herunterschaute. Es war ganz einfach unbeschreiblich und entschädigte mich für all die Mühsal des vergangenen Tages.
Obschon ich am Morgen nie gedacht hätte, dass ich es bis ganz nach oben auf den Gipfel schaffen würde, stand ich um die Mittagszeit tatsächlich oben! Ein wenig stolz bin ich schon. Auch wenn ich natürlich weis, dass es Männer in meinem Alter gibt die noch viel grössere Anstrengungen meistern. Aber so viele sind es nun auch wieder nicht und daher bin ich dankbar immer wieder solche Sachen stemmen zu können.
Alles in allem war es eine gute Erfahrung die mir gezeigt hat wo der Hammer hängt. Die nächste grössere Herausforderung wird dann wohl die Wanderung von Zuhause auf dem Jakobsweg nach dem Startpunkt St. Jean pied-du-Port in Frankreich sein.
Ich melde mich ab und zu wenn es denn etwas zu Erzählen gibt.
Danke für Eure Aufmerksamkeit und bleibt Gesund!
Euer Swiss 🌹
Auf dem Gipfel toll es ist geschafft!Kurze Pause vor der Abfahrt.
Was für ein Tag!!!
Unsere Truppe unterwegs am ersten Tag.
So viel Schnee auf 1700 müM ist schon selten.
Unser erste Tour führte über den Bergrücken im Vordergrund
Die Sulzfluh, der Namensgeber unserer Unterkunft.
Prachtvoller Pulverschnee !
Da oben in dem rosafarbenen Hotel habe ich vom Freitag auf Samstag Übernachtet. Im Vordergrund verfrachten wir unser Mietmaterial zum Transport.