Da die Kellerjochhütte noch geschlossen ist, musste ich auf das 20km weit entfernte Karwendelhaus zurückgreifen.
20km im Alpinen Gebiet zu laufen sind nicht gerade ein Pappenstiel. Zumal immer noch Schneefelder und noch nicht gefixt Erdrutsche auf dem Weg ein nicht zu unterschätzendes Risiko darstellen.
Da ich schon einiges auf meinen Wanderungen erlebt habe war das ganze zum Glück nicht so gefährlich. Aber unterschätzen sollte man es keinesfalls. Ich erkundige mich jeweils vorher bei den Hüttenwarten. Zu grosse Risiken will ich nicht eingehen. Das lohnt sich nun wirklich nicht.
Die Wanderung an sich war grandios! Links von mir erhoben sich mächtige Felswände und rechts sah man kilometerweit in tiefe geheimnisvolle Täler. Ich wanderte jetzt ins Karwendelgebiet. Teile davon gehören zu Oberbayern, also Deutschland.
Da heute Sonntag war, waren entsprechend viele Wanderer unterwegs. Viele grüssten mich freundlich, andere ignorierten den seltsamen Kerl der da mit Piratenkopftuch und voll beladenem Rucksack durch die Gegend zog.
Dass ich in der Lamsenjochhütte meine Geräte nicht laden konnte, stellte sich heute als einigermassen gefährliche Sache heraus. Auf den letzten Kilometern vor dem Aufstieg zum Karwendelhaus lief ich einen wunderschönen Wanderweg entlang der zur Hütte führen sollte.
Plötzlich fand ich mich in einem Meterbreiten Kiesbett wieder und der Weg hörte einfach auf. Ich wollte mein Navi konsultieren, konnte mich aber nicht sofort orientieren. Das letzte was ich noch sah war, dass sich rechts von mir in einiger Entfernung eine Strasse befinden musste die zur Hütte führen sollte. Dann ging das Gerät aus.
Dumm nur, dass rechts von mir dichtes Gestrüpp aus mittelgrossen Sträuchern das Ufer des Kiesbetts säumten. Einige male versuchte ich da irgendwie durchzukommen. Aber es war dermassen dicht, dass ich immer wieder hängen blieb und mir Arme und Beine blutig zerkratzte.
Ich begann langsam Panik zu schieben, bis ich durch das Gestrüpp ein Haus sichtete. Ich hatte mir schon vorgestellt wie ich da in diesem Dickicht hoffnungslos verloren ging.
Ohne Rücksicht auf die spitzen Äste die mich zerkratzten, kämpfte ich mich Richtung Haus durch. Endlich trat ich aus dem Dschungel auf eine Wiese und erblickte weit entfernt die Strasse die nach oben zur Hütte führte.
Bei der ganzen Aktion hatte ich gut eine Stunde auf meinen Zeitplan und einen guten Teil meiner Kräfte verloren. Entschlossen nahm ich die letzten 500 Höhenmeter in Angriff. Oben angekommen war weit und breit kein Gebäude zu sehen! Der Wegweiser wies mich an Richtung talwärts zu laufen. Hinter jeder Biegung hoffte ich die ersehnte Hütte zu sehen.
Aber es kam einfach nur immer die nächste Kurve. Allmählich verlor ich die Geduld, da plötzlich tauchte das Gebäude vor mir auf. Etwas so schönes habe ich bisher noch nie gesehen. Stolz ragte das Haus aus Stein hunderte Meter über der senkrechten Wand die ins Tal abfiel auf. Der Platz auf dem es stand war vor über hundert Jahren aus dem Felsen gesprengt worden.
Hier verbringe ich also die Nacht, bevor es morgen hinunter ins Tal nach Scharnitz geht. Leider ist auch hier kein Empfang, weshalb ich erst morgen den dreitägigen Bericht absenden kann.
Man möge mir verzeihen! Es gibt dafür einiges zu lesen und viele Bilder die ich machen konnte.
Also dann, viel Spass beim Lesen und betrachten.
Euer Swiss 🌹