Die Nacht verbrachte ich zu zweit unter dem Dach in einem 40 Betten Zimmer! Er lag gleich beim Eingang und ich weit entfernt am anderen Ende des Schlafsaals. So konnte ich meinen Mitbewohner bestmöglich von meinen nächtlichen Geräuschen verschonen.
Am anderen morgen war er trotzdem bereits verschwunden als ich aufstand. Ich hoffe er konnte trotzdem schlafen. Gesehen habe ich ihn jedenfalls nicht mehr. Armer Kerl,
Ich entschloss mich, am morgen zu Duschen. Der gestrige Tag hatte seine Duftspuren an mir hinterlassen die mich peinlich störten. Es brauchte dazu Jetons den ich mir an der Rezeption besorgt habe. Die Dame am Empfang meinte sie sei nicht sicher, aber eigentlich funktioniere Duschen nur am Abend.
Da war ich aber zu müde gewesen und wollte nur noch schlafen. Was soll ich sagen, man hatte drei Minuten Zeit. Dann war der Spass vorbei. Leider hatte die Dame recht und es kam nur eiskaltes Berggletscher Wasser aus der Brause. Natürlich habe ich das schon öfter auf meinen Wanderungen und Wettkämpfen erlebt. Speziell in Nepal. Wenn da stand „hot shower“ bedeutete das, dass es nicht gerade Eiswürfel hagelte.
Angenehmer wurde es dadurch aber trotzdem nicht. Die Schwierigkeit ist es, die Seife wieder herunterzukriegen bevor einem sein liebstes Teil abfriert und abfällt. Einigermassen gelang mir das bevor ich zum Vreneli wurde 😂
Dann begann meine Wanderung durch das Karwendeltal. Es ist ein Naturschutzgebiet und wunderschön. Unterwegs kreuzte zweimal ein Reh meinen Weg. Sie schauten mir jeweils kurz in die Augen um dann elegant wieder im Wald zu verschwinden. Es ist schon unglaublich zu sehen wie elegant diese Tiere in diesen steilen Wäldern herumspringen. Da werden wir Wanderer plötzlich ganz klein mit unseren begrenzten Fähigkeiten uns in den Alpen fortzubewegen.
Wo diese herrlichen Tiere grazil durch die steilen Wälder springen, brauchen wir mindestens Fusspfade die durch das Gehölz geschlagen wurden. Und wir wollen die Krone der Schöpfung sein?
Das Wetter drohte sich plötzlich zu verschlechtern. Kumuluswolken stiegen drohend und im innern schwärzlich in den Himmel. Ein heftiger, böiger Wind kam auf. Ich fürchtete das schlimmste und gab gas. Nach gut einer Stunde erreichte ich ausser Atem das Dörfchen Scharnitz. Das Unwetter blieb vorläufig aus und der Himmel klarte wieder etwas auf.
Scharnitz nicht sehr gross und es besteht grösstenteils aus schmucken Einfamilienhäusern. Mitten im Dorf steht natürlich eine riesige Kirche mit noch grösseren Glocken. Diese werden nach einem wohl nur dem lieben Gott zugänglichen Plan urplötzlich mit ohrenbetäubendem Gebimmel in Gang gesetzt!
Und was soll ich sagen: mein Hotelzimmer befindet sich genau gegenüber. Ich kann die Glocken förmlich riechen! Das kann ja heiter werden.
Mein Hotel ist sowieso ein etwas merkwürdiger Laden. Bei meiner Ankunft war die Türe offen und keine Menschenseele weit und breit. Dafür hing ein Zettel an der Tür mit einer Telefonnummer und der Aufforderung man möge dort anrufen.
Was ich auch tat und prompt auf einer Mailbox landete. Dort hinterliess ich mein Sprüchlein und bat um Rückruf. Eine Viertelstunde später wurde ich angerufen. Man teilte mir mit, die Reinigungskraft habe den Schlüssel ich sollte mich bei ihr melden.
Ich hörte die Frau im Haus herumfluchen und schliesslich tauchte das Weibliche Gewitter vor mir auf. Sie verstand kaum Deutsch überreichte mir aber dann doch den Schlüssel zu meinem Glockenparadies. Sie faselte etwas von „Toilette kapput, Cheff kommen flicken“. Und wandte sich ihrer offensichtlich ungeliebten Putzerei zu.
Die Toilette erwies sich tatsächlich als „kaputt“ der Deckel lag und liegt immer noch neben der Schüssel. Beim Händewaschen hielt ich beinahe den Wasserhahn in den Händen. Er wackelt bedenklich und sollte wohl auch vom nicht anwesenden „Cheff“ geflickt werden. Erinnerungen an meine Wanderung in Frankreich werden gerade wach. Das Desaster in Montcuq ist tief in meinen Erinnerungen verankert.
Ich hoffe inbrünstig, dass die Sache hier nicht ähnlich ausartet! Nach all den Strapatzen der letzten Tage brauche ich so etwas nun wirklich nicht. So, nun suche ich in dem Dörfchen nach einem Restaurant wo es etwas leckeres zum verspeisen gibt und genehmige mir dazu einen guten Rotwein. Der Zweigelt hier in Österreich ist nämlich vorzüglich.
Leute, ich wünsche Euch eine Glockenfreie Nacht. Mir wird das leider nicht wiederfahren. Mit genug Wein und meiner doch grösseren Müdigkeit wird es hoffentlich nicht allzu schlimm.
Bis dann also
Euer Glöckner von Notre Dame de Scharnitz
Swiss 🌹😱
Sorry wenn ich jetzt damit anfange. Aber ich war an der letzten Abstimmung total entsetzt und bin es immer noch wie leichtfertig und unter dem Jubel der Gegner sämtliche Umweltinitiativen abgelehnt wurden. Noch viel schlimmer finde ich die Begründung, weil es uns etwas gekostet hätte! Soviel ist uns also die Zukunft unseres Planeten und unserer Kinder wert. Gar nichts, dass ist die nackte Wahrheit.
Ich höre schon wieder auf und lade noch ein paar Bilder hoch von einer Landschaft die uns offensichtlich so wenig bedeutet. Also nicht Ihr meine lieben Leser. Sonst wärt Ihr ja gar nicht hier.