Etappe 14 Isenfluh – Schynige Platte 3.7.22

Heute hätte ich eigentlich in Isenfluh starten sollen. Da das Postauto erst um 8:32 abfährt wäre ich erst sehr spät nach hause gekommen. Zudem traute ich meinen Knien eine erneute grosse Belastung nicht mehr zu. Und der Weg von Isenfluh herunter scheint nach dem Höhenprofil zu urteilen unglaublich steil zu sein.

Folgerichtig entschied ich mich von Zweilütschinen aus zu starten. Ein weiser Entscheid wie ich im Nachhinein denke. Wie gesagt, ich muss niemandem etwas beweisen und meine Gesundheit ist mir wichtiger als alles andere. Schliesslich möchte ich noch so lange wie möglich weiter Wanderungen unternehmen können. Sind die Knie mal im A… ists aus mit Sport.

Der Weg steigt sehr steil an, was man unschwer vermuten kann wenn man sich die Sache mal von unten her betrachtet. Ich war so ziemlich der einzige der bescheuert genug ist mit 12kg am Rücken diese 1300 Höhenmeter in Angriff zu nehmen.

Es gab noch einzelne die noch verückter zu sein scheinen. Die rannten wie geistesgestörte Irre mit Stöcken die steile Rampe empor. Offensichtlich geht es immer noch einen Zacken gestörter. Bereitwillig machte ich diesen Spinner*innen (die gabs auch) Platz.

Ich selber behielt meinen Puls im Auge und beliess ihn altersgerecht bei max. 160 Schlägen. Wollte er höher gabs eine Pause. So ging es gemächlich stetig nach oben. Ich fühlte mich gut dabei.

Der Weg führte bis fast nach ganz oben immer durch einen Bergwald. Vorbei an gewaltigen Felswänden wand er sich immer weiter nach oben. Restaurants gab es natürlich keine und so musste ich wohl oder übel auf meinen geliebten Tee verzichten.

Es war trotzdem sehr schön so alleine ohne die nervigen Touris die Natur geniessen zu können. Auf diesen Weg trauen sich keine normalen Touristen und das ist gut so.

Das Trasse ist ein uralter Säumerweg und ich fühlte mich um Jahrhunderte zurückversetzt. Zu unspektakulär für Adrenalin Junkies und zu unattraktiv für Allerweltstouristen ist dieser Aufstieg ein Leckerbissen für Menschen wie mich.

Ich stellte mir vor, wie hier vor über hundert Jahren kräftige Bergler ihre Waren und Tiere hochgetrieben haben. Es gab noch keine Teerstrassen und keine Autos lärmten in jede Ecke der noch unversehrten Natur.

Manchmal wünsche ich all diesen Verkehr und diese Hektik der heutigen Zeit ins Pfefferland. Könnte man doch das Rad der Zeit zurückdrehen und neu anfangen. Und doch, ohne den ÖV und all diese Bequemlichkeit könnte ich meine Reisen kaum verwirklichen. Nach Amerika zu schwimmen ist denn doch etwas weit.

Weil der Appalachian Trail ist noch immer in meinem Kopf und will von dort nicht verschwinden. Da gibt es keine Touristen die mit Sandalen und Handys fotografierend herumstolpern. Keine Strassen und keine Seilbahnen stören den Frieden dieser grandiosen Natur. Und wenn einem danach ist, stellt man das Zelt auf und kocht sich gemütlich das Abendessen. Ab und zu läuft ein Reh grasend vorbei und lässt sich nicht stören.

All das ist in der durchorganisierten Schweiz leider nicht mehr möglich. Campen verboten, Feuer machen verboten, Picknick verboten, Privatbesitz durchgang verboten. Verboten, verboten, verboten, so sieht es hierzulande leider aus.

So ist es nur zu verständlich sehne ich mich zurück zum hügelhoppen in Gesellschaft mit Bären und Schlangen. Die stehen wenigstens nicht im Weg herum und sehen verächtlich auf den durchgeknallten Typen mit dem Kopftuch herab.

Ich bin etwas abgeschweift, sorry. Nachdem ich die Wälder hinter mir gelassen hatte, wand sich der Weg durch saftige Kuhweiden weiter der Schynigen Platte zu. Endlich öffnete sich auch wieder der Blick auf die nahen Berge. Majestätisch ragte die schroffe Eigernordwand in schwindelnde Höhen empor. Etwas schwülstig?

Na ja, es ist aber auch ein imposanter Haufen Gestein den sich die Natur da ausgedacht hat. Nur um Touristen zu beeindrucken vielleicht? Das interessiert Mutter Natur sicher herzlich wenig. Ich denke eher die sind ihr mehr oder weniger lästig. Darum bewirft sie Sie ab und zu auch mit Steinen und Lawinen.

So erreichte ich schliesslich die Schynige Platte und tauchte wieder im unendlichen Strom der Touristen unter.

Und jetzt ist es für mich höchste Zeit in meinem geliebten Bett unterzutauchen während draussen die Unwetter toben. Ich wünssche Euch allen einen trockenen Wochenstart und melde mich nächsten Freitag wieder von der Via Berna. Bis dann, schlaft gut.

Euer Swiss ❤️🌹

Durch den Bergwald vorbei an steilen Felsen
Wow gehts da runter!
Ein ziemlich spektakulärer Durchgang zwischen Felsen
Na, was meint Ihr? Hat sich gelohnt oder?
Ein Blick zurück auf Zweilütschinen
Da ist Sie, die Eigernordwand!
Das Ziel rückt näher.
Zurück bei den Touristen 🙁
Der Spinner mit dem Kopftuch 😂

1 Kommentar zu „Etappe 14 Isenfluh – Schynige Platte 3.7.22“

  1. Hallo Roland Hut ab. Sehr eindrücklich Deine Höhenbewältigungen und Bildern. Ich fuhr vor 2 Jahren mit der sehr steilen Bergbahn zusammen gefurcht wie Sardinen die Schynigen-Blatte rauf und runter nur um der Gärtnerin oben einen Gruss auszurichten. Nur so kommt bei mir schon Höhenangst auf. Ja und Knieprobleme entstehen hauptsächlich aus Überbelastung habe ich erst kürzlich auch gespürt. Alles Gute LG Anna

Schreibe einen Kommentar zu Anna Kommentieren abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen