Ich sitze gerade im klimatisierten Zug nach Hause. Gute Gelegenheit ein paar Zeilen eben nicht in die Tasten sondern auf die Glasscheibe meines elektronischen Gehirns zu hauchen. Hauen geht nicht, falsche Technik.
Nun zur Wanderung als solches. Der Wecker hat heute leider gestreikt. Darum bin ich erst um 10:30 erst einmal in einem Kaffee in Aeschi gelandet. Stress sollte sich erst am Schluss einstellen.
Danach ging es los. Gleich von Anfang an kraxelte ich unter einem stahlblauen Himmel selbigem entgegen. Immerhin sollte ich ihm heute so ungefähr 1000 Meter näher kommen. Ein ganz schönes Stück Arbeit stand mir da bevor.
Doch bevor es richtig steil wurde kam da erst der obligate Teehalt. Ordnung muss einfach sein! Im Restaurant Pochtenfall, servierte man mir das entsprechende Getränk. Danach musste ich aber los. Ich hatte gesehen, dass das letzte Postauto von Saxeten um 16:58 abfahren würde. Ich hatte also nicht allzuviel Zeit wegen des blöden Weckers.
Trotzdem liess ich es locker angehen. Den Pochtenfall der da spektakulär in schönster Kulisse herunterstürzte erblickte ich schon bald. Dann begann eine echte Steilphase. Durch die Wälder entlang des Latrejebachs.
Es waren doch einige Wanderer auf dieser steilen und kräftezehrenden Strecke unterwegs. Es scheint das ich mit zunehmendem Alter / Gewicht immer langsamer werde. Mit Gewicht meine ich selbstverständlich meinen Rucksack. Komischerweise wird der immer schwerer?
Wie auch immer, ich wurde des öftern überholt. Zu meiner Schande sogar von Leuten mit einem tieferen Jahrgang als ich ihn aufweise. Sollen die doch dachte ich trotzig, Euch hole ich alle noch ein. Was nicht geschah, leider.
Ich muss mich damit abfinden eher der Schneckenfraktion anzugehören. Also kroch ich dem Rengglipass entgegen, schwizend und keuchend aber sch… glücklich endlich Alpenluft zu schnuppern
Immer höher wand sich der Weg und ich wurde immer langsamer. Noch langsamer und die Erde würde sich unter mir wegdrehen. Dann endlich die Passhöhe. Der Anblick der sich mir bot, raubte mir fast den kümmerlichen Rest meines Atems.
Tief unter mir (buchstäblich wie ich noch erfahren sollte) lag umrahmt von Bergen der tiefblaue Brienzersee. Ich habe dieses Gewässer noch nie aus einer schöneren Perspektive gesehen. Ich hatte aber auch das unverschämte Glück das sich ein fast wolkenloser Himmel darüber ausdehnte.
Dafür mache ich mir all diese Mühe die mich schon ab und zu an den Rand meiner Kräfte bringt. Solche Augenblicke sind jede Anstrengung Wert! Ich hoffe sehr das mein Körper gesund bleibt und ich das noch ein paar mal erleben darf.
Aber jetzt hiess es den Bus in Saxeten zu erwischen. Sonst würde ich dort steckenbleiben bis am Sonntagmorgen. Keine Option für mich. Also fing ich an runterzulaufen.
Die Uhr tickte, der Stein im linken Schuh tickte mit. Keine Zeit, der Schmerz musste warten. Tat er aber nicht. Mist! Es wurde immer knapper und die Erde unter meinen Füssen blieb steil und rutschig. Langsam fing ich an zu fluchen. Dieser blöde Wecker!
Endlich tauchte der Dorfanfang auf. Ich Fragte eine Frau am Wegesrand: wie weit bis zur Postautostation? Zehn Minuten bei forscher Wanderung. Es war 16:42, also draufdrücken! 16:42 und 16:58 fährt der letze Bus! Herrgott lass es mich schaffen! Die Erde unter meinen Füssen ging endlich wieder in die richtige Richtung. Ein Hund bellte mich an, dann endlich, die Busstation! Der Bus stand noch da! Ein letzter Spurt… ich hatte es geschafft! Phu, das war knapp!
Jetzt konnte ich mich entspannt zurücklehnen und meine Heimfahrt geniessen. Gerade bin ich frisch geduscht (was für eine Wohltat) und verpflegt zuhause und schreibe diesen dramatischen Bericht zuende.
Danke habt Ihr mal wieder mitgefiebert liebe Follower. Ich geniesse den Abend und wünsche Euch dasselbe. Bis morgen wenn Ihr mögt und einen schönen Sonntag.
Euer Swiss 🌹❤️