13.04.23 Tag 6

Gerade liege ich seelenvergnügt auf meinen Bett im Doile Hotel in Duncannon. Den Resupply habe ich durch und deshalb etwas Zeit zum plaudern.

Mit viel Freude lese ich die wirklich zahlreichen Kommentare von Euch durch. Herzlichen Dank dafür. Oft frage ich mich ob ich, wenn ich aus dem Fenster sehe, das blaue Bähndli unten durchfahren sehe. So vertraut kommt es mir vor wenn ich Eure Zeilen lese.

Hier in Duncannon sind alle mega freundlich zu mir. Gestern Abend als ich vor dem Hotel ankam, ist gerade ein älterer Herr (bin ich auch schon klar) also, aus seinem wunderschönen Sebring Cupe ausgestiegen. Ich habe Ihn freundlich gegrüsst und sein Auto bewundert.

Danach bin ich ins Restaurant um etwas zu essen. Kurze Zeit danach humpelte auch der Herr aus dem Sebring herein. Er war etwas gehbehindert und stützte sich schwer auf seine Gehhilfe.

Als er mich erblickte kam er an meinen Tisch und fragte mich ob er sich zu mir setzen dürfe. Er esse eben nicht gerne alleine. Ich auch nicht beschied ich Ihm und so kamen wir ins Gespräch. Er bestellte sich einen Cheeseburger und dazu eine Spezialität des Hauses, einen Cesarsalad.

Ich hatte natürlich den Ernährungsberater im Ohr und bestellte mir deshalb Salmon with Asparagus and Potatoes. Was dann auf unserem Tisch landete hatte biblische Ausmasse. Ich kriegte drei grosse Filets mit einer Unmenge Spargeln. Dazu einen mittleren Topf gemischten Salat. Michael (so heisst mein Ernährunscoach) falls Du das liest, habe ich das richtig gemacht?

Aber mein Tischnachbar, Er hiess übrigens John, kriegte ein riesen Schüssel Salat das es eine Freude war. Wir schauten das Monstrum an, dann uns und fingen an loszuprusten. Der Inhalt hätte für meine ganze Familie gereicht erklärte ich Ihm… für eine Woche!

Und so wurde es ein ganz unterhaltsamer Abend. Aus einem mir nicht nachvollziehbaren Grund fand Er mich interessant. Ich sagte Ihm, dass ich doch nur so ein komischer Alter Kerl wäre. Und etwas durchgeknallt auch. Allein das ich mich so lange freiwillig von meiner grossen Liebe trenne ist irgendwie bescheuert.

Was solls, dass ziehe ich jetzt irgendwie durch. Als John aufbrach, schleppte ich Ihm den Salat zum Auto. Die Kellnerin hatte den ganzen Salat völlig unberührt in Kisten verpackt auf dass Er die nächsten Tage nicht verhungern möge.

Ich kehrte an meinen Platz zurück nachdem wir uns gedrückt und verabschiedet hatten. Ich hatte den Eindruck das ich diesem gebrechlichen, einsamen, alten Mann (ja schon gut) einen schönen Abend schenken konnte. Als ich dann nach dem Kaffee bezahlen wollte, erklärte mir der Kellner John habe mein Essen mitbezahlt. Ich war fassungslos, dass wollte ich doch gar nicht!

Mein Dank geht an John der mir so viel über sich und sein Leben erzählte. Er sei sein ganzes Leben als Banker nur dem Geld nachgerannt. Eines seiner Kinder ist vor ein paar Jahren an Drogen gestorben und seine Frau hat Ihn schon vor sehr langer Zeit verlassen. Jetzt hat Ihn alles eingeholt und auch das viele Geld bringt Ihm die verlorenen Jahre nicht zurück.

Es macht mich sehr traurig solche Lebensgeschichten zu hören. Ich habe für die nächste Zeit wieder etwas worüber ich während des Wanderns nachdenken kann.

Mache ich das richtige wenn ich so selbstsüchtig mein Abenteuer lebe? Ist das gegenüber Santina wirklich gerecht? Sie beklagt sich nie, im Gegenteil. Sie ist es die mir den Weg ebnet auf Ihre eigene ganz einzigartige Weise. Mir kommen doch tatsächlich die Tränen und ich hoffe Ihr verzeiht meine plötzliche Melancholie.

Es ist nie zu spät über sich und sein Leben nachzudenken. Hier auf dem Trail geht das wie von alleine. Ich wünsche Euch allen nur das beste und hoffe Ihr seid auch solche Glückspilze wie ich einer bin mit meiner Santina.

Euer Swiss 🌹❤️

Das nette kleine Städtchen Duncannon
Hier ist der Frühling so richtig in Fahrt. Heute war es +30 Grad warm!
Der Bahnhof von Duncannon. Baujahr 1900. Züge halten hier nur noch sehr selten an.

6 Kommentare zu „13.04.23 Tag 6“

    1. Manchmal macht das Leben einem melancholisch. Erst wenn man eine solche Lebensgeschichte hört wie die von John, wird man bewusst was im Leben wirklich wichtig ist. Ich wünsche Euch zwei viel Liebe füreinander. Es gibt nichts wichtigers. Oder um es mit John Lennons Worte zu sagen „all you need is love ❤️“

  1. Liebe Swiss-Fratello 🌹❤️

    I stune wie vieu schöns u weniger schöns du i dene paar Tag wo du ufem Trail bisch scho wieder erläbt hesch…wahnsinnig! U die Gschicht mit em John berührt mi ganz bsungers u i dänke das isch o das wo di immer wieder ufe Trail zieht. Söttegi Erläbnis mit so bsungere Mönsche si eifach unbezahlbar. Dini Santina isch o unbezahlbar wie sie dir das so säubstlos ermüglechet. Das isch wahri u bedingigslosi Liebi ❤️ ds schönschte Gschänk im Läbe.
    Äs isch würklech nie z spät um über sis Läbe nachezdänke u wenn cha me das besser aus we me stundelang älleini dür d Prärie wandert 😉
    Merci fürs Teile vo dine Brichte, Fotos u Emotione.
    Machs guet u häb Sorg 🍀🙋🏻 Liebe Gruess vo dim Schwöschterli ❤️

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